Logopädie

Zweck der Logopädie bei ALS

„Logopädie ist für Leute, die Probleme mit dem Sprechen haben“. So ist zumeist die Kenntnis und die Vorstellung vieler Menschen zu dieser Therapie. Aber sie umfasst ein sehr breites Spektrum und ist sehr viel mehr als das. Der Begriff Logopädie umfasst ganz unterschiedliche Therapieverfahren für Menschen mit Sprach- und Sprechstörungen, aber auch mit Schluckstörungen. Die Logopädie wird notwendig, sobald diese Symptome auftreten bzw. diese motorischen Fähigkeiten betroffen sind. Die Logopädie umfasst ein recht großes Aufgabengebiet bei der ALS und erfordert eine exakte Beobachtung des Patienten bei zunehmenden Störungen. Die Beratung von Hilfsmitteln und die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme sind ebenfalls Bestandteil der Logopädie bei ALS. Daher sollte der Erkrankte frühzeitig bei Erkennung der nachfolgend aufgeführten Störungen mit der Logopädie beginnen. Als Ziel der Therapie soll eine sichere Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Speichelschlucken, Aktivierung des Mundinnenraums und die Atmung bzw. der Hustenstoß erleichtert werden. Aber auch Atemtraining als Kombination mit dem Sprachtraining gehört zur Logopädie. Die Atemfunktion wird bei der ALS durch eine Schwäche der Muskulatur an Brustkorb und Zwerchfell im Krankheitsverlauf stark beeinträchtigt, was das Sprechen schon recht früh sehr anstrengt, da man „nicht genügend Luft bekommt“. Das Schlucktraining hat bei der Logopädie einen zentralen Stellenwert, da etwa 70 % der ALS-Kranken von einer fortschreitenden Schluckstörung im Verlauf der Krankheit betroffen sind. 

Therapieinhalte

(Quelle: DGM- Informationen Logopädie für Patienten mit ALS)

  • Optimierung der Körperhaltung beim Sprechen im Rahmen der Möglichkeiten des Patienten in Zusammenarbeit mit der Physio- und Ergotherapie
  • Atemtherapie in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie
  • Übungen zur Erhaltung der am Sprechen beteiligten Muskulatur
  • Stimmübungen, funktionelle Stimmreserven nutzen
  • Aufrechterhaltung der Kommunikation unter Einbeziehung von handschriftlichen Medien sowie entsprechenden Hilfsmitteln, von einfachen Alphabet- und Schrifttafeln bis zu elektronischen Kommunikationssystemen mit individuell angepassten Steuerungen.

Bei einem Anteil von etwa 30-40 % aller Erkrankten beginnt die Krankheit mit Symptomen im frühen Verlauf an Zunge, Schlund und Gaumen (bulbärer Krankheitsbeginn), was Sprech-, Kau- und Schluckstörungen hervorruft. Bei etwa 70 % treten diese Symptome erst später auf.

Kennzeichen einer Sprechstörung (Dysarthrie/Dysartrophonie)

(Quelle: DGM- Informationen Logopädie für Patienten mit ALS)

  • Verwaschene und verlangsamte Artikulation
  • Auslassung von Lauten, die nur noch erschwert gebildet werden können
  • Gepresster Stimmklang
  • Nasaler Beiklang
  • Prosodische Auffälligkeiten z. B. monotonische Sprechweise
  • Störungen des Atem-Sprechrhytmus

Wie äussert sich eine Sprechstörung bei der ALS?

Sprechen und Artikulation fallen dem Erkrankten im Laufe der Erkrankung immer schwerer. Das Sprachverständnis und auch die Bildung der Wörter durch das Gehirn bleiben zwar erhalten, jedoch hat man zunehmend Probleme mit der motorischen Aussprache, d. h. sich akustisch und verständlich auszudrücken bis hin zur Unfähigkeit, verbal zu kommunizieren. Eine komplette Beeinträchtigung dieser motorischen Fähigkeit, d. h. Verlust der Sprache ist die Folge. Eine lautlose Kommunikation macht es dem Erkrankten dann nur noch mittels Kommunikationshilfe (Sprachcomputer, siehe Menüpunkt Hilfsmittel) möglich, sich anderen Personen mitzuteilen.

Kennzeichen einer Schluckstörung (Dysphagie)

(Quelle: DGM- Informationen Logopädie für Patienten mit ALS)

  • Schwäche der Zunge
  • Faszikulieren der Zunge
  • Atrophie der Zungenmuskulatur
  • Kloßgefühl im Hals
  • Speichelfluss
  • Verschleimung
  • Schwacher / fehlender Mundschluss
  • Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel
  • Hinweise auf deutliche Verlängerung der Mahlzeiten
  • Essen kann im Mund nicht gesammelt und transportiert werden
  • Gurgelnder Stimmklang
  • Verschlucken
  • Mäßiger Hustenstoß, keine oder geringe Reinigungswirkung
  • Flüssigkeitsmangel
  • Gewichtsverlust / Mangelernährung

Wie äußert sich eine Schluckstörung bei der ALS?

Die Schluckstörung beginnt in der Regel mit einer leichten Schwäche und Steifigkeit der Zungen- und Schlundmuskulatur. Im Verlauf der Krankheit nimmt die Beweglichkeit des Kehlkopfes ab. Nahrungsbestandteile können so in die Luftröhre, anstatt in die Speiseröhre gelangen. Im Falle einer hochgradigen Schluckstörung sind Kau- und Schluckmuskulatur sehr schwer oder vollständig gelähmt. Das Schlucken der Nahrung ist dann kaum noch oder nicht mehr möglich. Das hat einen drastischen Gewichtsverlust zur Folge, da sehr feste und auch dünnflüssige Nahrungsmittel grosse Schwierigkeiten bereiten. Ernährungshilfen und eine spezielle hochkalorische Nahrungsmittelzusammenstellung werden erforderlich um einem solchen Gewichtsverlust entgegenzuwirken. Das operative Anlegen einer PEG Sonde wird dann lebensnotwendig.

Seit wann bin ich Patient der Logopädie und welche Erfahrungen habe ich damit gemacht?

Ich persönlich habe mich während der stationären NIV Anpassung im Februar 2020 im RKU Ulm von einer Logopädin im Klinikum beraten lassen, die mir dann auch eine zeitnahe Bemühung um einen Logopädie-Therapieplatz empfohlen hat. Das Sprechen war schon seit 2019 recht anstrengend, aber es gab bis Mitte 2020 noch keine Probleme mit Aussprache oder dem Schlucken. Ich habe dann im Juni 2020 einen Therapieplatz bekommen und nehme seitdem 1 x wöchentlich 45 Minuten diese Therapie in Anspruch. Die Logopädie ist für mich sehr hilfreich. Man kann viele Übungen, insbesondere Sprech- und Atemübungen sehr gut auch regelmässig selbst trainieren, was auch ergänzend zur Therapiestunde unbedingt zu empfehlen ist. Logopäden haben sehr oft, wie auch in meinem Fall, bereits Erfahrung mit der Behandlung von ALS Patienten. Der Verlust der Sprach- und Schluckfähigkeit gehört persönlich zu meinen grössten Ängsten. Ich erlebe die Logopädie auch als grosse psychologische Stütze.

Persönlich aus eigener Erfahrung möchte ich gerne ein Buch zur Logopädie empfehlen, das sowohl für Erkrankte als auch für Therapeuten geeignet ist:

Möglichkeiten logopädischer Therapie bei Amyotropher Lateralsklerose – ALS Praxisbuch

ALS
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Thorsten Voß
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